Landsberg – „Gutes für Ehepaare” ist wieder das Motto der MarriageWeek 2022 in der Woche vor dem Valentinstag: Ehepaare aus unserem Landkreis unterstützen in guter Tradition die sympathische Aktion, um einen fürsorglichen Umgang mit der Partnerschaft anzuregen. Am zweiten Adventssonntag haben Richard und Hanni Baur aus Dettenhofen ihre gemeinsame Geschichte erzählt. Hanni ist bekannt als Kreis- und Gemeinderätin der SPD vom Ammersee und gehört zum Vorstand der AWO. Richard hat nach seiner aktiven Zeit am Penzinger Fliegerhorst schon in den Ruhestand gewechselt und kümmert sich um Haus und Garten. Sie ist lebhaft und diskutiert mit Begeisterung die tagesaktuellen Themen. Er macht wenig Aufhebens um seine Person und hält ihr den Rücken frei. Dabei ist er stolz auf seine Frau: „Sie macht unglaublich viel und sollte mal kürzer treten!“, meinte er.
Zum ersten Kennenlernen befragt, erinnerten sich Richard und Hanni Baur an fröhliche Faschingsfeste in der Ammersee-Region, an Zusammenhalt und an ihren Stammtisch mit Freunden, den es bald 50 Jahre gibt. Den „Nachthemdenball“ im Tannenhof werden die beiden bestimmt nicht vergessen. Während der ausgelassenen Stimmung dort, finden sich ein Teenie aus Reichling und ein 24jähriger Bauernsohn aus Dettenhofen: Nur zwei Jahre später, 1978, treten Richard und Hanni vor den Traualtar und bleiben nicht lange allein. Erst kommt ein Sohn zu ihnen und dann noch zwei Töchter. Heute reicht der große Tisch im Esszimmer nicht aus, um allen Kindern und Enkelkindern Platz zu bieten. Zum Glück kann man die Tafel leicht erweitern!
Familie und Hausbau halten das Ehepaar Baur in den 80ziger Jahren in Atem und alle helfen tüchtig mit. Als LKW-Fahrer ist Richard viel unterwegs und wechselt bald als Zivilangestellter zur Bundeswehr. Hier fliegt er wochenlange Hilfseinsätze von Penzing nach Äthiopien und in den Sudan mit, kann sich manchmal nicht mal melden, um zuhause zu sagen, dass es ihm gut geht. Handy gibt es noch nicht. „30 Dollar hat so ein Anruf pro Minute gekostet,“ erinnerte er sich. Hanni versorgte inzwischen die Kinder und verdiente am Wochenende als Bedienung dazu. „Geschenkt hat uns keiner etwas,“ erzählte Richard nachdenklich und glaubt, dass genau diese Zeit sie so fest zusammen geschweißt hat.
Dabei ist die Freizeit bunt und gesellig: Stammtische, Fußball, Feuerwehr, Schützen- und Soldatenverein, die Familie Baur mischt mit, wenn ein Spiel ausgetragen, ein Dorffest zu feiern ist, in Dettenhofen der Maibaum aufgestellt oder das Entenessen aufgetischt wird. „Wir sind beide Vereinsmeier,“ stellte Hanni zufrieden fest, „wir mögen es mittendrin zu sein.“ Dieses Motto entspricht auch ihrem sozialpolitischen Engagement. Das Thema Gerechtigkeit entdeckte sie beim Verein „Frauen helfen Frauen“. Hanni solidarisierte sich mit Frauen, die Gewalt erfahren hatten. Und das ist bis heute so geblieben. Richard findet das richtig.
Politische Heimat fand Hanni ab 1990 bei der SPD und übernahm dort Verantwortung. Ab 1996 wurde sie regelmäßig als Ortssprecherin und Gemeinderätin, ab 2002 auch als Kreisrätin gewählt. Unermüdlich thematisierte sie Lücken im Sozialsystem. Besonders die Anliegen von Frauen und Mädchen bringt sie in die Gremien ein und kämpft für die Einrichtung eines Frauenhauses in Landsberg. Seit 15 Jahren unterstützt sie ehrenamtlich den AWO-Ortsverein Dießen. Auf dem langen Weg zu mehr Chancengerechtigkeit hat sie einige Erfolge zu verbuchen: Die Tafel in Dießen wurde installiert, es gibt einen Notruf und eine Unterkunft für Frauen mit Gewalterfahrungen im Landkreis, die Musikschule in Dießen stellte sich neu auf. „Meine Kinder sind im Auto aufgewachsen!“ sagt Hanni Baur lachend, die immer auch berufstätig gewesen ist. Im Autohaus, später als Geschäftsstellenleiterin führt sie das Regionalbüro der SPD in Weilheim.
Soviel Engagement forderte schon einen gesundheitlichen Tribut. Im nächsten Jahr soll es definitiv ruhiger werden: Hanni erreicht im Sommer die Ruhephase der Altersteilzeit und wird in den Ruhestand treten. Richard freut sich auf eine entspannte Lebensphase, traut dem angekündigten Frieden aber noch nicht so recht. Hanni möchte vielleicht Afrika bereisen und findet: „Es gibt so viel zu sehen. Und auch noch zu tun!“ Richard wird ihr bei allen Anliegen den Rücken frei halten, so wie bisher. Eines will er jedoch nicht übernehmen: Kochen. In der Küche trocknet er höchstens ab.
Die Initiatoren, ehrenamtlich Engagierte aus Kirchen und Vereinen, laden einmal mehr zu den Veranstaltungen der MW im Februar ein unter: http://marriage-week-landsberg.de